Wenn du über andere Menschen urteilst, denk daran, einen Blick auf ihren Lebensrucksack zu werfen. Was für den einen eine unglaubliche Höchstleistung ist – wie zum ersten Mal auf einer großen Bühne zu stehen und Applaus zu bekommen – kann für den anderen eine ganz andere Herausforderung darstellen, etwa mit Flugangst in einen Flieger zu steigen. Und wieder ein anderer Mensch erreicht unter größten Anstrengungen vielleicht einfach nur das, was viele als selbstverständlich ansehen: heute überhaupt aus dem Bett zu kommen.
Diese unterschiedlichen Situationen mögen nach dem klassischen Leistungsprinzip verschieden bewertet werden: Der eine hat abgeliefert, der andere solle sich nicht so anstellen, und der dritte habe gar nichts geleistet. Doch in Wirklichkeit kann jede dieser Leistungen den gleichen enormen Kraftaufwand erfordern. Vielleicht war die Person, die es gerade mal geschafft hat, aufzustehen, sogar mutiger als alle anderen zusammen – sie hat sich entschieden, weiterzumachen, trotz allem.
Lebensrucksäcke sind individuell und komplex. Wenn wir das bei unseren Urteilen berücksichtigen, können wir empathischer und verständnisvoller miteinander umgehen. Versuchen wir, uns in die Lage des anderen zu versetzen, bevor wir bewerten.